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AutorenbildAlexander Knebel

Troisdorf. In einem durch zunehmende Unsicherheiten geprägten wirtschaftlichen Umfeld müssen die deutschen Glashersteller für 2022 mit einer im Jahresvergleich zumeist etwas schwächeren Entwicklung rechnen. Preisbedingt wird zwar ein Umsatzwachstum von 12,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr erwartet. Die Produktion tendiert aber meist nur allenfalls seitwärts. Das geht aus einer aktuellen vom Bundesverband Flachglas e.V. (BF) beauftragten Marktanalyse hervor.


Laut der Studie der B+L Marktdaten GmbH im Auftrag des BF kann 2022 zwar beim Inlandsabsatz von Flachglas mit Ausnahme des Einscheibensicherheitsglases (ESG) mit einer leichten Absatzsteigerung gerechnet werden. Allerdings geht die Produktion in wichtigen Bereichen in eine Seitwärtsbewegung über. Dass es trotzdem zu einer leichten Ausweitung des Inlandsabsatzes kommen soll, ist prognostizierten Rückgängen beim Export geschuldet. „Neben der Gesamtentwicklung in anspruchsvollen Zeiten für die Hersteller sind wichtige Branchentrends für einzelne Segmente zu erkennen. Wir erwarten unter anderem, dass der Anteil von Dreifach Isolierglas am gesamten Absatz weiter langsam, aber stetig zulegt und sich auf 62,3 Prozent erhöht“, erklärt BF-Geschäftsführer Jochen Grönegräs. Ein über die Segmente hinweg durchgängiger Trend: Für den Außenhandel werden im Import wie im Export rückläufige Tendenzen gesehen.

Bild: Ergebnisübersicht Flachglas 2018 – 2020. Grafik: B+L Marktdaten/BF
Ergebnisübersicht Flachglas 2018 – 2020. Grafik: B+L Marktdaten/BF


Leichte Zuwächse bei beschichtetem und Isolierglas

Der mengenmäßig wichtigste Absatzkanal für die deutsche Flachglasbranche bleibt das Floatglas mit einem für 2022 prognostizierten Absatzvon 144,39 Millionen Quadratmeter (Mio. m2), das sind 0,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Es folgt das beschichtete Glas, für das die aktuelle Marktstudie eine Absatzsteigerung von 1,3 Prozent auf 44,97 Mio. m2 erwartet. Damit kommt man zwar nicht mehr an die während der Corona-Pandemie registrierten Zuwachsraten heran, erreicht aber laut Prognose eine leichte Steigerung. Diese beruht auf einer Produktionsausweitung um 1,0 Prozentauf 49,38 Mio. m2 beschichtetes Glas. Der Außenhandel soll sich im Import wie auch im Export bei Abnahmen von je rund 2 Prozent leicht rückläufig entwickeln.


Fensterhersteller wichtigster Isolierglas-Abnehmer

Weitgehend konstant tendiert mit Blick auf die Absatzmengen der Markt für Isolierglas. Beim Absatz veranschlagt der Verband hier ein Plus von 0,7 Prozent auf 28,76 Mio. m2. Die Fensterproduktion bleibt hier mit Abstand wichtigster Abnehmer: Mehr als 60 Prozent des Isolierglases in Deutschland gehen laut Prognose 2022 in Fenster, auf Fassaden entfällt knapp ein weiteres Viertel, die beweglichen Fassadenelemente steigern ihren Marktanteil leicht auf 6,7 Prozent. Der Glasaustausch in bestehenden Fenstern bleibt mit einem Marktanteil von 2,3 Prozent relativ unbedeutend. „Dabei kann der nachträgliche Einbau von wärmedämmbeschichtetem Isolierglas durchaus eine interessante Sanierungs- möglichkeit sein“, so Grönegräs.


Mehr als die Hälfte der ESG-Anwendungen innen

Ähnliche Tendenzen wie beim Isolierglas sehen die Marktbeobachter von B+L beim Einscheibensicherheitsglas, wo die Produktion gegenüber 2021 um 0,4 Prozent auf 16,14 Mio. m2 steigen soll, begleitet von spürbaren Rückgängen im Außenhandel. Auf Innenanwendungen entfallen wie schon in den Vorjahren laut Prognose mehr als 50 Prozent der ESG-Nutzungen. Mit Abstand wichtigste Anwendung: Duschkabinen. Fast jeder fünfte Quadratmeter (Prognose 2022: 3,2 Mio. m2) Einscheiben-Sicherheitsglas wird in Duschen verbaut. An zweiter Stelle rangieren die Innentüren mit veranschlagten 2,45 Mio m2. Dahinter folgt die Verwendung in Fassaden mit 1,95 Mio m2. Die Außenanwendung in Fassaden nimmt damit zugleich der Innenanwendung in Möbeln, Treppen und Verkleidungen (minus 8 Prozent auf1,81 Mio. m2) in dieser Rangskala den dritten Platz ab. Zweistellig zulegen soll 2022 die Nutzung von ESG im Konstruktiven Glasbau mit einem veranschlagten Plus von rund 12 Prozent auf 1,5 Mio. m2.


Gegenläufige Tendenz am VSG-Markt

Leicht gegenläufige Tendenzen werden am Markt für Verbundsicherheitsglas (VSG) erwartet. Die Produktion kann sich mit einem Rückgang von 0,3 Prozent auf 20,45 Mio. m2 nur knapp behaupten. Trotzdem soll der Absatz um 1 Prozent steigen. Das ist möglich, weil gleichzeitig der Export mit einem Minus von 6,7 Prozent deutlich stärker sinken soll als der Import mit einer erwarteten Abnahme von 4,4 Prozent. Der ohnehin im VSG-Segment starke Fenstermarkt soll laut der Marktanalyse nochmals leicht an Bedeutung gewinnen und einen Anteil von mehr als 30 Prozent erreichen. Auch Fassaden und Überkopfverglasungen sind bei den Außenanwendungen hier wichtige Bereiche. Bei den Innenanwendungen sind Türen, Brüstungselemente und Glastrennwände die wichtigsten Produkte. „Die breite Palette an Anwendungen in den verschiedenen Segmenten der Flachglasbranche sorgt dafür, dass über den Gesamtmarkt hinweg Schwankungen aufgefangen werden. Jedoch bleibt das gesamtwirtschaftliche Umfeld, vor allem die Rahmenbedingungen für Bauen und Wohnen, für unsere Branche ein zentraler Faktor“, betont BF-Geschäftsführer Grönegräs.



Die Branche in Kürze: Zum Bundesverband Flachglas (BF) gehören die Hersteller und Veredler von Glasprodukten für Bauanwendungen. Die Branche mit ihren rund 26.000 Mitarbeitern vertrieb im vergangenen Jahr auf dem deutschen Markt Flachglasprodukte mit einem Wert von ca. 2,9 Milliarden Euro. Diese Werte addieren sich aus den Produkten der Floatglas-Hersteller, der Glasbeschichter, der Unternehmen, die sich auf die Herstellung von Einscheibensicherheits- und Verbundsicherheitsglas spezialisiert haben, sowie der Produzenten von Isolierglas. Heute gehören dem BF mehr als 90 Mitgliedsunternehmen mit insgesamt über 180 Betriebsstätten und darüber hinaus rund 70 Fördermitglieder an.


5. Juli 2020

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